Die Firewall

Eine Frage, die immer wieder mal gestellt wird und in „Fachzeitschriften“ regelmaessig bejaht wird ist, brauche ich zu Hause eine Firewall? Das kann man meiner Meinung nach ganz klar mit „Ja/Nein/Kann sein“ beantworten.

Vorab macht es, wie bei so vielen Dingen, Sinn sich zu fragen was man erreichen moechte. Moechte ich den Zugriff meines LANs reglementieren, so dass nur noch http(s) erlaubt ist? Oder moechte ich den Schutz meines Clients verbessern? Oder moechte ich einfach nur etwas ueber mein Netzwerk lernen? Dann ist ja auch noch die Frage, was ich unter Firewall verstehe und ob ich eine lokale oder zentrale Softwareloesung haben moechte? Oder soll es doch lieber gleich Hardware sein?

Wobei ich mit Firewall jetzt eine sogenannte Stateful Inspection-Firewall meine. Also eine Firewall, die den Netzwerkverkehr anhand einfacher Regeln (Erlaube Host A den Zugriff auf Netz A, Port 80) reglementiert. Eine detailiertere Erklaerung findet man, wie so oft, im entsprechenden Wiki-Artikel.

Wenn ich den Zugriff meines Netzwerkes auf externe Ressourcen reglementieren moechte, ist der Einsatz von Hardware vermutlich am unkompliziertesten. Es muss nicht auf jedem beteiligten Rechner eine Firewall eingerichtet und konfiguriert werden. Ich habe da, eher aus Spass an der Freude, zu Hause eine Netscreen 5GT im Einsatz. Hiermit kann ich reglementieren und protokollieren, nutze viele der Funktionen aber nicht. In der Regel bringen neuere Router auch schon ein Stueck weit Firewallfunktionalitaet mit. In diesem Szenario haelt sich der Aufwand und vor allem eine moegliche Fehlersuche etwas in Grenzen.

Um den Schutz meines Clients zu verbessern mache ich mir keine Gedanken ueber eine lokale Firewall. Da setze ich lieber an sinnvolleren Stellen an. Der Einsatz einer Personal Firewall war ja eine zeitlang extrem beliebt und wurde und wird in verschiedenen Publikationen auch immer wieder empfohlen. Das Problem ist hier nur, dass fuer einen *moeglichen* sinnvollen Einsatz auch ein sehr gesundes Wissen ueber Netzwerke und das eigene System mitgebracht werden sollten. Denn Meldungen wie „Der Prozess 'ssh:25738' versucht von Adresse 192.168.100.110, Port 54721 auf die Adresse 192.168.100.1, Port 22 zuzugreifen“ muessen auch verstanden werden. Und dieses Beispiel war ja nun relativ leicht.

Vor allem am Anfang der Konfiguration solch einer Personal Firewall wird man im Zweifel mit so vielen Meldungen konfrontiert, dass bei vielen Benutzern die Gefahr besteht, im Verlauf einfach nur noch alles zu verbieten oder zu erlauben. Ersteres fuehrt dazu, dass damit bestimmte Dinge vielleicht nicht (mehr) funktionieren. Zweiteres fuehrt dazu, dass ich eventuell einen Regeleintrag habe, der nicht gewuenscht war. Hat man es dann doch geschafft ein, wie man meint, gutes Regelwerk zu erstellen, hat man den Schutz der eigenen Maschine im Zweifel aber nicht derart verbessert, dass sich der Aufwand gelohnt hat. In allen Personal Firewalls, die ich bisher so gesehen habe, gab es einen Weg nach draussen, obwohl dieser *eigentlich* nicht gestattet sein sollte. Ein Beispiel, welches schon was aelter ist, findet man in meinem Blog.

Interessant ist eine Personal Firewall, wenn ich schauen moechte was mein System eigentlich so macht. Da kommt man mit einer zentralen Firewall oft nicht weit, da hier der Zusammenhang zwischen den Sessions und dem Ausloeser (sprich, der Anwendung) nicht immer klar ist.

Um etwas ueber das eigene Netzwerk zu erfahren ist eine Firewall, egal ob lokal oder zentral, oft nicht der passende Ansatz. Grund ist, dass ich in der Regel nur Informationen ueber erlaubte/verbotene Sitzungen bekomme. Und sowas wie…

firewall-> get session
alloc 2/max 2064, alloc failed 0, mcast alloc 0, di alloc failed 0
total reserved 0, free sessions in shared pool 2062
id 1675/s**,vsys 0,flag 00000040/0080/0021,policy 320002,time 180, dip 0 module 0
 if 2(nspflag 800601):192.168.100.15/52285->192.168.100.1/22,6,000ea62db238,sess token 3,vlan 0,tun 0,vsd 0,route 1,wsf 0
 if 3(nspflag 2002010):192.168.100.15/52285<-192.168.100.1/22,6,000000000000,sess token 5,vlan 0,tun 0,vsd 0,route 0,wsf 0
id 1769/s**,vsys 0,flag 00000000/0000/0001,policy 1,time 6, dip 2 module 0
 if 2(nspflag 800801):192.168.100.15/57327->188.40.57.208/1194,17,000ea62db238,sess token 3,vlan 0,tun 0,vsd 0,route 1
 if 1(nspflag 10800800):192.168.0.2/1711<-188.40.57.208/1194,17,00150c73228c,sess token 4,vlan 0,tun 0,vsd 0,route 5
Total 2 sessions shown

…ist mal nett, wenn es ein Problem gibt. Aber so richtig lernen tut man da nichts. Da wuerde ich eher mal den Einsatz von tcpdump oder Wireshark empfehlen. Ich kann dann wirklich etwas vom Netzwerk und darauf befindlichen Protokollen sehen.

So oder so sollte man sich im klaren sein, dass der Einsatz einer Firewall durchaus auch Aufwand und spaetere Pflege noetig macht. Im Normalfall sind Firewallsysteme erst mal keine „Fire-and-Forget“-Systeme. Wer, wie im obigen Beispiel, eine Firewall einrichtet, da http(s) freigibt und meint, das war's, wird schnell merken, dass Netzwerk/Internet mehr als nur Port 80 und 443 ist.

Fazit: Mit einer Firewall alleine gewinnt man noch lange keinen Blumentopf. Vor allem in Geschaeftsumfeld sollte es meiner Meinung nach kaum noch ein Unternehmen geben, dass sensible Maschinen, die aus dem Internet erreichbar sein muessen, ausschliesslich durch eine Firewall schuetzt. Fuer jede Anwendung, bzw. Anwendungsgruppe, sollte es Vorgaben geben, wie diese abzusichern sind. Da zaehlt dann aber nicht nur alleine der Einsatz einer Firewall. Da kommen dann, je nach Auspraegung, auch so Dinge wie Patch-Management, Web Application Firewall, IDS, IPS oder auch die Beschreibung des Notfalls (Einbruch) hinzu.

Auch im privaten Umfeld ist die klassische Firewall nur eine moegliche Ergaenzung zu weiteren Punkten um den Schutz der eigenen Infrastruktur zu verbessern. Und eines muss klar sein. Es gibt nicht *die Sicherheit*. Man kann versuchen den Schutz zu verbessern, wird aber im Regelfall keine 100% Sicherheit erreichen.

Ergaenzung: Wenn zwei Personen sich unterhalten passiert es schnell, dass beide etwas anderes bei der Begrifflichkeit „Firewall“ meinen. Umgangssprachlich ist mit Firewall oft die Komponente gemeint, die den Schutz eines Systems oder einer Umgebung zum Ziel hat. Korrekter ist jedoch, dass Firewall auch mit ein Konzept meint, in dem nicht nur die Frage nach der Hardware geklaert wird.

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